Startseite   |   Chronik   |   Schächte   |   unter Tage   |   über Tage   |   Lohberger Deutsch   |   Lohberg Multimedia   |   Gästebuch   |   über mich   |   Links

 
 Kohleabbau  
 Gleisförderung  
 Stetigförderung  
 Infrastruktur 
 Blindschächte
 Bergtechnik
  Elektrotechnik
  Maschinentechnik

Längere Gummibänder in Abbaustrecken
Masch.-Obersteiger Steymann, Lohberg

Vor dem Kriege waren Gummibänder von 500 m Nutzlänge in Abbaustrecken keine Seltenheit. Wegen des schlechten Bandmaterials während des Krieges und auch in den ersten Jahren danach waren die Bandanlagen immer kürzer geworden. Man war fast auf Standard-Längen von 250—300 Ntzm. angekommen. Die Folge davon war, daß in langen Bandstrecken 5—6 Bandanlagen hintereinander eingebaut waren und die Kosten hierfür immer höher wurden. Zu jeder Anlage gehören ein Antrieb, ein Motor und eine Kehrrolle. Sind die Bänder elektrisch betrieben, so sind noch Schütze, Kabel usw. erforderlich. Hinzu kommt, daß bei jedem Bandübergang, auch wenn er noch so gut ausgeführt ist, durch dicke Kohlenbrocken und Eisen die Gummidecke stark beschädigt werden kann. Jede Beschädigung der Gummidecke ist aber der Anfang zur Zerstörung der Leinenschichten, da an diesen Stellen Wasser und feuchte Luft eindringt und allmählich das Band von innen heraus zum Faulen bringt. Außerdem muß jeder Übergang zum Schalten, Säubern usw. besetzt werden. Die Banddecken haben längst wieder die Vorkriegsqualität erreicht, ja sogar überboten. Daher ist es selbstverständlich, daß die Bänder wieder länger sein können.

Nach Einführung der offenen Hängebandkonstruktion, über die im „Förderturm" schon berichtet wurde, sind auf der Schachtanlage Lohberg Bänder bis zu 500 m Nutzlänge, in einem Falle bis zu 580 Nutzm., in Betrieb gekommen. Hierbei zeigten sich noch keinerlei Beschädigungen der Bandverbindungen und auch keine Bandrisse im vollen Stück. Wohl zeigte sich, daß beim Anfahren hinter dem Antrieb, im Unterband — in der Bergmannssprache ausgedrückt — viel „Hängeseil" entstand, das man in diesem Falle besser „Hängeband" nennen müßte. In diesem Hängeband traten beim Anfahren durch die Dehnbarkeit des Gummis starke, ruckartige Zugbeanspruchungen auf, die befürchten ließen, daß die hier im Bereich liegenden Bandverbindungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Wollte man, um alle Vorteile auszunutzen, noch längere Bänder haben, so mußte man eine Lösung finden, das Hängeband beim Anfahren wegzuschaffen. Die Überlegungen gingen dahin, in das Unterband noch zusätzlich einen Zwischenantrieb einzubauen (siehe Abbildung 1). In der Bandstrecke Revier 6 wurde bei etwa 450 Ntzm. der Zwischenantrieb eingebaut und das Band mit Fortschreiten des Abbaues bis 650 m verlängert. Es zeigten sich jetzt dieselben Erscheinungen wie früher am Kopfantrieb im Unterband. Daraufhin wurde der Zwischenantrieb um 200 Ntzm. zurückgelegt, und es lief wieder einwandfrei. Das Band hat jetzt eine Nutzlänge von 780 m bei einer Förderung von 600 t/Schicht. Bis zum Erreichen einer Störung wird das Band noch etwa 70—80 m länger, so daß die Nutzlänge am Ende 850 m beträgt. Den augenblicklichen Stand zeigt Abbildung 2. Die beiden Antriebe sind alte Stromagantriebe mit Keilriemen und Lamellenkupplung. Eingeschaltet wird mit einer Drucktaste am Kopfantrieb, so daß der Zwischenautrieb nicht besetzt ist. Beim nächsten Einbau eines Zwischenantriebes werden Antriebe mit Voith-Turbokupplungen eingesetzt. Hierbei hat man dann die Möglichkeit, das Hängeband hinter den Antrieben durch die Ölfüllung aufeinander abzustimmen, so daß es dann möglich ist, eine Nutzlänge von 1000 m zu erreichen. In Abbildung 3 sieht man den Zwischenantrieb in Betrieb. Die Abbildungen 4 und 5 zeigen, daß es sich keinesfalls um eine ausgesuchte Musterstrecke handelt, sondern um eine Strecke, die unter starkem Gebirgsdruck steht. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß sich die Anordnung gut bewährt hat und die Vorteile eines langen Bandes voll ausgenutzt werden.
Quelle: "Der Förderturm", Juni 1955

 

Abb 1:
Abb 1

Abb 2
Abb 2

Abb 3:
Abb 3: Zwischenantrieb

Abb 4
Abb 4: In dieser Bandstrecke läuft das Band mit 780m Nutzlänge

Abb 5
Abb 5: Eine andere Teilansicht dieser Bandstrecke

(c) Bilder dieser Seite: RAG

 

Artikel M-Technik:

Grossblindschacht
Längere Gummibänder in Abbaustrecken